Theaterbesuche

Besuch des Deutschen Theaters der beiden Leistungskurse Deutsch am 18. März 2025

Heinrich von Kleist „Der zerbrochne Krug“ ist nun schon über 200 Jahre alt und zu einem beliebten Klassiker geworden. Das Stück wird heute immer noch neu interpretiert und auf den großen Bühnen aufgeführt. Am 18. März 2025 wurde es im Deutschen Theater in Berlin neu interpretiert und unter der Regie von Anne Lenk aufgeführt. In der Besetzung spielt Ulrich Matthes den Richter Adam, kahlköpfig und tiefenentspannt trotz der Ankunft der Gerichtsrätin Walter, gespielt von Lorena Handschin und umfungiert zur weiblichen, autoritären Figur. In der Rolle des Schreibers Licht erkennen wir das Gesicht von Jeremy Mockridge mit Schnurrbart und der kleinen Schreibmaschine. Die Klägerinnen Marthe Rull, gespielt von Franziska Marina, und Mathilda Switala, die in die Rolle ihrer Tochter Eve schlüpft, sehen mit ihren dünnen Brillen und adretter Kleidung quasi identisch aus. Zuletzt sehen wir noch Lenz Moretti in der Rolle des Angeklagten Ruprecht und die Nachbarin und Zeugin Brigitte, gespielt von Daria von Loewenich.

Mit dem grellen Licht der modernen orangenen Kleidung sowie dem riesigen Gemälde eines Papageis und verschiedenen Früchten als Kulisse schafft Anne Lenk ein ganz neues, eindrucksvolles und feministisches Lustspiel.

Die Inszenierung behandelt sehr treu zum Originaltext den Gerichtsprozess um den zerbrochnen Krug und wie sich auf amüsante Weise herausstellt, dass es der Richter selbst gewesen ist, der den Krug zerbrochen hat.

Deutsches Theater: Der zerbrochene Krug (Regie: Anne Lenk; Foto: © Arno Declair)

Alle Darsteller/-innen tragen orange-grelle Kleidung als Symbol für die Gefängnisanzüge und somit die Schuld des Adam. Es ist eine Mischung aus adretter, angemessener Kleidung und wild zusammengewürfelten Elementen. Zum Beispiel sehen wir Adam zwar in seiner Gerichtskleidung, den Ruprecht aber in hohen Plateauschuhen und vielen verschiedenen Schichten. Frau Marthe sehen wir im engen Rock und eher körperbetonter Kleidung, während Eva einen lockeren Rock mit einem fast noch sehr kindlichen Outfit trägt. Die verschiedenen Auftritte sind durch einen weiß leuchtenden Rahmen um das Gemälde und sonst ohne weiteres Licht gekennzeichnet. Geht das Licht wieder an, sehen wir alle an verschiedenen Positionen oder anderer Körperhaltung – eine geniale Umsetzung.

Mit der Besetzung hat Anne Lenk ins Schwarze getroffen. Die Darsteller/-innen sind voll und ganz in ihrer Rolle, bringen den Text überzeugend und deutlich rüber. Auch das Verhalten, wenn nicht gesprochen wird, ist genial inszeniert. Mit verschiedenen Gestiken und Mimiken kommt physische Comedy beim Publikum mit Gelächter an. Die Dynamik zwischen den Figuren ist auf den Punkt getroffen, besonders zwischen Adam und Walter. Es wird sehr deutlich, dass Gerichtsrätin Walter Adam sehr früh durchschaut und eigentlich lächerlich findet. Gerade weil sie von einer Frau gespielt wird, ist diese Dynamik besonders eindrucksvoll und passend zum Stück. Die ängstliche Eve, die dem Adam zum Opfer gefallen ist, redet nicht viel und hält eine verlegene Mine, die uns verrät, dass sie etwas zu verbergen hat, was sie sich nicht traut auszusprechen. Das Publikum bricht dabei oft in Gelächter aus und amüsiert sich offensichtlich. Die Ausreden und das Verhalten des Adam sind besonders lächerlich, da auch das Publikum den Richter schnell durchschaut.

Am Ende wurde geklatscht und gejubelt ohne ein Ende in Sicht. Anne Lenks Inszenierung ist nicht nur für Kleist-Liebhaber/-innen und Deutschkurse, sondern auch einfach für Theaterliebhaber/-innen, die eine grelle feministische Komödie genießen wollen, zu empfehlen!